Hell und sauer
Ich wohne seit über 25 Jahren weniger als 25 km von Goslar entfernt. Goslar, das ist Städtchen am Harzrand, in dem bereits im Mittelalter Bier von Weltruhm gebraut wurde. Tatsächlich soll der spätere Kaiser Otto III bereits im Jahre 995 das dortige Bier, die Gose, sehr gelobt haben. Ob die Die Gose, gemeint ist das Bier, nicht das gleichnamige Flüsschen, damals nur aus Versehen sauer war, wie Odin Paul, der Brauer des Brauhauses in Goslar es interpretiert und seine Gose nicht sauer braut, oder ob Fal Allen der Autor des Buches:
Gose – Brewing a classic german beer for the modern era
recht hat und eine Gose die nicht sauer ist, allenfalls ein gutes Weizenbier sein könne, lässt sich nicht mehr herausfinden. Nachdem ich aber mit meinem „Vorharzer Dunkel“ bereits eine Dunkle Gose im Stile Odin Pauls gebraut habe musste es diesmal hell und sauer sein.
Die Hefe
Da ich doch ziemlich viel Respekt davor hatte mein Bauequipment mit Milchsäurebakterien zu infizieren hatte ich mich entschieden Die WildBrew Pilly Sour als Hefe zu testen. Diese relativ neu aus einer Wildhefe selektierte Hefe erzeugt in der ersten Gärphase selbst Milchsäure bevor die alkoholische Phase der Gärung einsetzt.
LalBrew empfiehlt unbedingt 22g also zwei Päckchen auf 30 l Würze einzusetzen um den optimalen Säuerungs Effekt zu erhalten. Weiterhin wird die Hefe als ziemlich empfindlich beschrieben, so dass ich mich entschied der, mit dann über 10,- € für die Hefe schon relativ teuren, Empfehlung zu folgen. Doch dazu später noch mehr.
Obwohl die Pilly Sour laut LalBrew recht gut klären soll, habe ich mich entschieden wenigstens 10 min Eiweißrast bei 54° zu investieren. Ansonsten habe ich klassisch bei 62° und 71° gerastet. Da die „Ur Gose“, wie zu lesen ist, ein durch die Verwendung von „Luft Malz“ ein besonders helles Bier war, entschied ich mich für eine recht schlichte Schüttung aus Pilsener Malz, Weizenmalz und ein paar Haferflocken. Das komplette Rezept habe ich wie immer in Tabellenform beigefügt.
Die Hopfen Auswahl war übrigens eher Zufall, das Bier sollte nicht hopfenbetont werden, Mandarina Bavaria war der Hopfen mit dem höchsten Alphasäuregehalt den ich zufällig da hatte. Mit Koriander und Salz war ich relativ spaarsam.
Das fertige Bier
Tatsächlich wurde das fertige Bier relativ schnell klar und ja, es ist auch ziemlich sauer geworden. Ein Bisschen zu sauer für meinen Geschmack. Auf jeden Fall zu sauer um als „highliy drinkable“ durchzugehen. Als Apperitif-Bier OK, Als Erfrischung im Sommer, wenn man sauer mag auch. Allerdings haben wir dann doch die eine oder andere Flasche letztlich mit einem Schuss Sirup getrunken. Weil ich Sauerbiere eigentlich mag und das Mit dem Sirup das eigentliche Bier überdeckt, würde ich bei meinem nächsten Versuch mit Pilly Sour wohl nur ein Päckchen verwenden und hoffen das die Säureproduktion so nicht ganz so effektiv ist.
Ob das 2. Phänomen mit der Hefe zusammen hängt weiß ich nicht. Denn das Bier neigt zu intensivem Gushing. Kaum geöffnet schießt einem der Schaum schon durch den Flaschenhals entgegen. Das macht wirklich keinen Spaß. Ansonsten ist der Schaum schön weiß und ausreichtend Stabil. Wenn man das Bier erstmal im Glas hat.
Bei Salz und Koriander war ich wie immer sparsam. Wahrscheinlich muss man die Menge noch ein Wenig erhöhen, ohne dass man gleich Gefahr läuft, dass das Bier wie ein Hausbrot schmeckt.
Leider muss ich insgesammt jedoch zu dem Eindruck kommen, dass die Pilly Sour wirklich nur ein Kompromiss bleiben muss. Das Bier hat nicht die Tiefe die man von einem „richtigen“ Sauerbier erwarten würde. Es ist einfach vordergründig recht sauer, mehr aber auch nicht.
Hast Du auch vor ein Sauerbier, vielleicht ja sogar Gose zu brauen? Wie sind Deine Erfahrungen? Hast Du Mein Rezept oder Teile davon verwendet? Ich freue mich über Fragen, Kommentare und Anregungen.
Schüttung | 2,5 kg Pilsner Malz, 2,3 kg Weizen Malz, 0,2 kg Haferflocken |
Hauptguss | 25l Wasser |
Einmaischen | 44° C |
Eiweißrast | 10 min, 54° C |
Maltoserast | 30 min, 62° C |
Verzuckerungsrast | 20 min 71° C |
Abmaischen | 78° |
Nachguss | 8 l Wasser |
Kochen | 70 min |
1. Hopfengabe | 70 min, 15 g Mandarina Bavaria (10,7% Alphasäure) |
2. Hopfengabe | 5 min, 15 g Meersalz, 10 g zerstoßene Korianderkörner |
Hefe | LalBrew WildBrew Philly Sour, 22g direkt auf die Würze gestreut. |
Gärung | 15 Tage bei 24° C (temperaturüberwacht) |
Abfüllung | z.T. mit Zucker in Steini Flaschen, z.T. in 5l Kegs |
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